EINE OSTEOPATHISCHE WISSENSCHAFTLICHE STUDIE ERSTELLEN - GRUNDLAGEN
Ziel dieser "Grundlagen für die Durchführung einer osteopathischen wissenschaftlichen Studie" ist es, den Schülern zum Abschluss ihrer Ausbildung an einer Osteopathieschule - welche die Richtlinien der AFO anerkennt - Anregungen für die Anfertigung der osteopathischen wissenschaftlichen Arbeit zum Osteopathen, zur Osteopathin AFODO® zur Verfügung zu stellen. Die Marke AFODO® berechtigt in der Folge, die Marke D.O.® des VOD zu erwerben.
Warum schließt die Osteopathieausbildung mit einer osteopathischen wissenschaftlichen Studie ab?
- Die Erstellung einer Arbeit soll die Fähigkeit des Autors zu wissenschaftlichem Arbeiten dokumentieren
und seine Kompetenz in der Bewertung medizinischer Publikationen und der darin angebotenen
Schlussfolgerungen fördern.
- Die Arbeit soll ein wichtiger Beitrag für die Osteopathie sein, z.B. im Bereich der Philosophie, für spezielle Behandlungsprotokolle oder als Dokumentation der osteopathischen Medizin. Gute Forschungsarbeiten sind die entscheidende Voraussetzung zur Anerkennung der Osteopathie in der nichtkonventionellen Medizin. Ziel sollte außerdem sein, die Arbeit im Anschluss in adäquater Form in einem möglichst hochrangigen medizinischen Fachjournal zu veröffentlichen, da damit eine möglichst weite Verbreitung der Osteopathie erzielt werden kann.
Voraussetzung für die Erstellung einer osteopathischen wissenschaftlichen Studie
- Abgeschlossene Ausbildung in Osteopathie in Teil- oder Vollzeit nach den Kriterien der AFO und der Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie e.V. - BAO.
- Erfolgreich abgeschlossene Abschlussprüfung nach den Richtlinien der AFO oder der BAO.
- Nachweis einer Ausbildung in Methodologie von 25 Unterrichtseinheiten (zu 45 Min.)
Vorgehen
Senden Sie bitte per Post gesammelt in einem Umschlag:
1. Den ausgefüllten Antrag: für 1 Person oder für eine Studiengruppe
2. das ausgefüllte Aktenblatt: Für 1 Person oder für 2 Personen
3. und den unterschriebenen "Auszug aus der Ausbildungsordnung der AFO betreffend Teil II - Erstellung einer osteopathischen wissenschaftlichen Studie": Ausbildungsordnung AFO TeilII v. 20.03.10
5. Nachweis über einen Methodologiekurs von insgesamt 25 Unterrichtseinheiten (zu 45 Min.)
5. Abschlusszeugnis einer Osteopathie-Schule nach AFO oder BAO-Standard.
An:
Akademie für Osteopathie e.V. - AFO
Geschäftsstelle Forschungskommission
S. Marx D.O.M.R.O.
Alte Talstr. 74
73732 Esslingen
Zusätzlich das Exposee bitte zunächst per E-Mail zeitgleich mit den per Post gesandten Unterlagen an die AFO senden: marx@osteopathie-akademie.de
Zur Begutachtung des Exposees ist ebenso zeitgleich eine Gebühr von 450,00 € pro Studienteilnehmer zu begleichen auf das Bankkonto:
Akademie für Osteopathie
Konto Nr. 34161 364
Stadtsparkasse München
BLZ 70150000
(IBAN: DE74701500000034161364, BIC: SSKMDEMM)
Stichwort: wissenschaftliche Arbeit
Sobald diese Unterlagenvorliegen und die Bearbeitungsgebühr eingegangen ist, kann die Beurteilung Ihres Exposees in Arbeit genommen werden.
Die Korrektur eines Exposees oder einer Diplomarbeit kann 3 - 6 Wochen dauern, je nach Arbeitsanfall in der Forschungskommission.
Die Präsentation und Verteidigung der wissenschaftlichen Studie findet meistens Ende September/Anfang Oktober im Rahmen des VOD-Kongresses statt.
Themenwahl
Die Wahl des Themas ist frei, die Arbeit muss aber einen deutlichen Bezug zur osteopathischen Behandlung, osteopathischen Diagnostik oder osteopathischen Medizin allgemein haben.
Für die osteopathische Betreuung und Unterstützung der Arbeit muss ein Tutor (Voraussetzung D.O.®, AFODO®, BSc., MSc. in Osteopathie oder vergleichbarer Titel für die Erstellung einer wissenschaftlichen Studie) gefunden werden. Es ist weiterhin sinnvoll und wünschenswert die methodologischen Aspekte mit einem Methodologen abzustimmen.
Das Thema der osteopathischen wissenschaftlichen Studie soll realisierbar, für den Schüler interessant, neu, ethisch vertretbar und relevant sein. Je nach Umfang und Komplexität des Themas kann die Arbeit von einem Schüler allein oder mehreren Schülern gemeinsam (maximal 3) angefertigt werden. Der wesentliche eigenständige Input jedes Beteiligten soll dokumentiert werden.
Genehmigung
Nach Festlegung des Themas und der eventuellen Arbeitsgruppe ist als erstes ein Exposee an die Forschungskommission der AFO einzureichen. Dieses Exposee soll stichpunktartig die inhaltliche Gliederung der osteopathischen wissenschaftlichen Arbeit (das Protokoll) wiedergeben. Es wird von der Forschungskommission geprüft, beurteilt und gegebenenfalls genehmigt. Nach Bearbeitung evtl. Verbesserungsvorschläge kann die osteopathische wissenschaftliche Studie in Angriff genommen werden und sie sollte 3 Jahre nach der Abschlussprüfung der Osteopathie-Ausbildung Teil I abgeschlossen sein.
Vorgehensweise
In den meisten Fällen stellt sich der Ablauf folgendermaßen dar:
- Idee
- Umfassende Literatursuche, -analyse und Niederschrift - siehe Literaturstudium
- Exakte Formulierung der Fragestellung / Hypothese
- Entwicklung des Exposees - siehe Exposee / Protokoll
- Exposee erstellen und zur Genehmigung einreichen
- Test ("Pilotieren") und Revision des Exposees
- Gegebenenfalls einholen des Votums einer Ethikkommission
- Protokollkonforme Durchführung der Studie
- Protokollkonforme Auswertung der Resultate
- Niederschrift nach allgemein gültigen Richtlinien für wissenschaftliche Arbeiten
Literaturstudium
Am Anfang jeder Forschungsarbeit steht ein eingehendes Literaturstudium, um die eigene Idee mit bereits vorhandenem Wissen abzugleichen. Einige Gründe für die Notwendigkeit einer Literaturrecherche sind:- Man informiert sich über den momentanen Stand des Wissens und kann beurteilen, welche Fragen "anstehen".
- Man vermeidet bekannte Fehler.
- Man macht keine "unnötige" Studie.
- Man kann neue Impulse einarbeiten.
- Man überprüft damit die eigene Methodik.
- Erste Schritte im Rahmen der Literaturarbeit sind normalerweise die systematische Suche in einer medizinischen Datenbank (MEDLINE usw.).
Exposee / Protokoll
Das Wichtigste zu Beginn einer Forschungsarbeit ist die Ausarbeitung eines detaillierten Exposees. Es ist zwingend vorgeschrieben, ein Exposee zu verfassen. Es enthält eine Zusammenfassung des allgemeines Standes der Erkenntnis (Literaturstudium!), daraus abgeleitet bzw. darauf aufbauend die exakte Fragestellung, eine detaillierte Beschreibung aller Randbedingungen der experimentellen Arbeit einschließlich des geplanten statistischen Prozedere, sämtliche Schritte der praktischen Durchführung und als Anlage alle Formulare und Erhebungsbögen usw. Mängel im Exposee beeinträchtigen den potentiellen Erfolg einer Studie.
Inhaltliche Gliederung
Eine inhaltliche Gliederung (unabhängig vom gewählten Modell) in folgende Abschnitte ist üblich und sollte, soweit passend, eingehalten werden:
- Abstract / Zusammenfassung
- Einleitung
- Hintergrund (Literaturübersicht, theoretische Grundlagen usw.)
- Fragestellung / Hypothese
- Material / Methoden: Im Teil Material / Methoden ist alles das dargelegt, was in der Studie auch tatsächlich gemacht wird (z.B. die Intervention, die Messmethoden usw.). Wird ein neues Messinstrument für einen besonderen Versuch entwickelt, ist die Validität des Messinstrumentes zu überprüfen und sind alle systematischen Fehler soweit wie möglich zu kontrollieren / eliminieren. Mangelnde Zuverlässigkeit (Reliabilität) kann wesentliche Konsequenzen auf die Gültigkeit der statistischen Schlussfolgerungen haben.
- Ergebnisse (Der Ergebnisteil ist möglichst kurz und prägnant zu gestalten.)
- Diskussion (Interpretationen, ausführlichere Begründungen und Kommentare sollten sich möglichst nur in diesem Teil wiederfinden).
- Literaturverzeichnis (Referenzen)
- Anhang (Ausführlichere Detailergebnisse sind in den Anhang zu stellen.)
Die wichtigsten Studietypen
Bei den Forschungsarbeiten sollte der Schwerpunkt auf klinische Studien gelegt werden, da es heute als
erster Schritt für noch nicht allgemein anerkannte diagnostische und therapeutische Prozeduren wichtig
ist, die klinische Relevanz / Wirksamkeit zu belegen. Die Akzeptanz osteopathischer Forschungsergebnisse
außerhalb des osteopathischen Kreises (Veröffentlichung in anerkannten medizinischen Zeitschriften)
ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Osteopathie an Popularität zunimmt.
- Die klinische Forschungsarbeit
Sie untersucht die Wirksamkeit einer oder mehrerer therapeutischer Interventionen. Sie stützt sich auf festgesetzte Ein- und Ausschlusskriterien und wird nach einem definierten Konzept durchgeführt. Um den Effekt der Intervention einschätzen zu können, muss man das Versuchsverfahren mit einer Kontrollsituation vergleichen.
Eine randomisierte, kontrollierte klinische Studie entspricht heute dem Goldstandard. Randomisiert heißt, die Teilnehmer werden den beiden Gruppen streng nach einem Zufallsprinzip zugeteilt. Kontrolliert heißt, es gibt eine Kontrollgruppe, in welcher die Teilnehmer z.B. mit einem vermutlich nicht spezifisch wirksamen sogenannten "sham treatment" (Placebo-Behandlung) behandelt werden oder unbehandelt bleiben.
- Systematische Übersichtsarbeit, Metaanalyse
Eine systematische Übersichtsarbeit ist ein umfassender ("systematischer") Ansatz, den Stand des Wissens zu einer Fragestellung zusammenzutragen, aufzubereiten und darzustellen. Bei einer Metaanalyse werden zusätzlich die Ergebnisse von Studien kombiniert und quantifiziert.
- Die Grundlagen-Forschungsarbeit
Es findet keine Therapie am Patienten statt. Im Mittelpunkt der Grundlagenforschung steht sehr häufig die Ergründung oder die Erforschung der Zusammenhänge und Mechanismen. Diese Studien erforschen die Grundlagen therapeutischen Handelns, z.B. die Anwendung und Auswirkungen bestimmter osteopathischen Techniken oder die Biomechanik des Körpers.
- Untersuchung (Evaluation) eines diagnostischen Verfahrens
Die Kenntnis der Zuverlässigkeit und Richtigkeit der zur Diagnostik benutzten Methoden ist eine notwendige Voraussetzung für deren Anwendung. Zur Beschreibung der "Güte" eines diagnostischen Tests werden die Begriffe Sensitivität und Spezifität verwendet.
- Die qualitative Forschungsarbeit
Man wird versuchen, so viele Variablen wie möglich zu sammeln, um eine umfangreiche Repräsentation des Themas zu erhalten und die Wirklichkeit, ausgehend von verschiedenen Quellen und Informationen (Literatur, Fragebögen, Interviews, Beobachtungen usw.), einzukreisen. Anschließend wird eine Synthese gemacht, um eine Antwort auf die Forschungsfrage zu finden. Beispiele: Epidemiologische Studie, philosophische Studie usw.