Wie groß ist der Erfolg einer ganzheitlich osteopathischen Behandlung bei einem subakuten tiefen (lumbalen) Rückenschmerz? Eine randomisierte kontrollierte Studie

Heinze, G.

Hintergrund: Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Schmerzproblemen, die zu Langzeit-Behinderungen führen. Ganz im Vordergrund stehen die unspezifischen Rückenschmerzen ohne identifizierbare anatomische und neurophysiologische Ursache. Der Großteil der Symptome spielt sich im unteren Rücken ab (LBP = Low Back Pain). Es existieren verschiedene konservative Behandlungsmöglichkeiten, deren Wirksamkeit in der Literatur jedoch nur bedingt belegt ist.

Studienziel: Wie wirksam – in Bezug auf eine Reduzierung des Schmerzgeschehens und die Aktivitäten des täglichen Lebens – sind osteopathische Behandlungen bei Patienten mit subakutem tiefem (lumbalen) Rückenschmerz?

Studiendesign: Randomisierte, kontrollierte klinische Studie.

Setting: Die Rekrutierung der Patienten erfolgte aus Arztpraxen der Fachrichtungen Orthopädie, Chirurgie/Unfallchirurgie und Allgemeinmedizin.

Patienten: 60 Teilnehmer (Alter im Mittel 43 Jahre), die zwischen 4 Wochen und 6 Monaten unter tiefen lumbalen Rückenschmerzen litten, wurden durch Randomisierung zwei Gruppen zugeteilt: Interventionsgruppe (osteopathische Behandlung und Physiotherapie) mit 28 Teilnehmern, Kontrollgruppe (Physiotherapie) mit 32 Teilnehmern. Es gab zwei Abbrecher in der Kontrollgruppe.

Interventionen: Innerhalb von 6 Wochen erhielten alle Teilnehmer sechs physiotherapeutische Behandlungen. Die Teilnehmer der Interventionsgruppe erhielten in dieser Zeit zusätzlich 2 bis 3 osteopathische Behandlungen. Alle Behandlungen wurden befundorientiert ausgeführt und erfolgten ganzheitlich entsprechend den Grundsätzen der osteopathischen Philosophie.

Primärer Zielparameter: Hauptzielparameter war die Verbesserung des aktuellen Schmerzes, gemessen mittels Numerischer Ratingskala (NRS). Zur Erfassung der momentanen Behinderungen im täglichen Leben wurde der Roland & Morris disability questionnaire (RMDQ) verwendet.

Ergebnisse: Im direkten Vergleich zwischen Interventions- und Kontrollgruppe ergab sich beim Parameter aktueller Schmerz eine ca. 2,5-fache Verbesserung und eine statistische Signifikanz zugunsten der Interventionsgruppe (p<0.001, 95% CI=3.5 bis 1.5). Im zeitlichen Verlauf (Behandlungsbeginn/6 Wochen nach Behandlungsende) verbesserte sich in der Interventions-gruppe der aktuelle Schmerz auf der NRS im Mittel von 4.3 auf 1.8 (Verbesserung 66%, p<0.001, 95% CI=3.5 bis 5.1) In der Kontrollgruppe dagegen verbesserten sich die Mittelwerte der NRS nur von 6.0 auf 4.2 (Verbesserung 30%, p<0.001, 95% CI=1.0 bis 2.6). Die Ergebnisse des RMDQ im Bezug auf die täglichen Behinderungen zeigten ähnliche positive Werte (Verbesserung in der Interventionsgruppe 73% gegenüber 30% in der Kontrollgruppe).

Fazit (conclusions): Die klaren Ergebnisse bestätigen bisherige osteopathische Studien zum subakuten Rückenschmerz und zeigen, dass die Osteopathie eine geeignete Therapieform für dieses Krankheitsbild darstellen kann. Sowohl im Bereich der Schmerzen als auch im Bereich der Behinderungen konnte eine klinisch relevante Verbesserung erzielt werden. Zwar zeigten sich in der Kontrollgruppe mit physiotherapeutischer Behandlung allein auch Verbesserungen der Symptome, die aber bei weitem nicht die Werte der Interventionsgruppe erreichten. Weitere Studien in diesem Bereich unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit sollten dieses Ergebnis noch erhärten.