Kieferorthopädie im Kindes- und Jugendalter. Zahnmedizinische und osteopathische Grundlagen. Basis eines interdisziplinären Dialoges.

von Tümpling U.

Hintergrund: In der osteopathischen Praxis werden häufig Kinder behandelt, die entweder unabhängig von der Konsultation kieferorthopädisch versorgt sind, oder wegen kranio-mandibulärer Belange den Osteopathen aufsuchen.

Studienziel: Die Studie geht der Frage nach, wie sich der aktuelle Stand der kieferorthopädischen Befunderhebung und Therapie von Dysgnathien bei Kindern und Jugendlichen darstellt und welche Ansätze dazu in der Osteopathie bestehen. Im Einzelnen sollen die Ätiologien von Dysgnathien aus kieferorthopädischer und osteopathischer Sicht aufgezeigt und ein interdisziplinärer Ansatz aufgezeigt werden.

Material/Methoden: Es erfolgte eine systematische Literatursuche in den medizinischen und osteopathischen Datenbanken (Medline, Embase 1995-2005, Ostmed und Osteopathic Research Web 1995-2005). Außerdem wurden etablierte Lehrbücher im kieferorthopädischen wie osteopathischen Bereich gesichtet und ausgewertet.

Ergebnisse: Ätiologisch werden für das Entstehen von Dysgnathien in der Kieferorthopädie genetische oder Umweltfaktoren, speziell so genannte Habits, verantwortlich gemacht. Darüber hinaus können sämtliche myofunktionale Störungen des orofazialen Systems, sowie allgemein die Körperhaltung eine Malocclusion bewirken. Von osteopathischer Seite her werden Dysfunktionen im gesamten Körpersystem, vor allem aber im kraniellen Bereich diskutiert. Vom Behandlungsansatz her wird in der Kieferorthopädie, speziell in der Funktionskiefer-orthopädie versucht, das Schädel- und Gesichtswachstum in Ausmaß und Richtung zu beein-flussen. Die Intervention wird genauestens auf das dentale und skelettale Alter, weniger auf das tatsächliche Alter abgestimmt. Die osteopathischen Behandlungen zielen darauf, die Funktion zu verbessern, damit Selbstregulation eventuell auch in dem Sinne von regulativem Wachstum stattfinden kann.

Fazit (conclusions): Für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit wäre es denkbar, dass beide Disziplinen sich ergänzen und unterstützen könnten. Für den Osteopathen ist es sinnvoll, das stomatognathe System in die Befundung mit einzubeziehen, um es im Gesamtkontext bewerten und behandeln zu können. Vorraussetzung dafür ist, dass der Osteopath den aktuellen Gebiss- und Funktionsstatus beurteilen kann. Ebenso ist es wichtig, die kieferorthopädische Versorgung registrieren, einordnen und verstehen zu können. Darüber hinaus ist die Kenntnis der gängigsten Verfahren Voraussetzung dafür, um mit dem behandelnden Kieferorthopäden bezüglich einer osteopathischen Intervention in Dialog treten zu können. Diese Studie soll dazu beitragen, dafür die Grundlagen zu schaffen.