Osteopathische Intervention bei Kindern mit sprachassoziierten Wahrnehmungsstörungen

Nollmann R., Sturhahn F.

Studienziel (objective):Ziel der Studie war die Beantwortung der Frage, ob durch osteopathische Behandlungen von Kindern mit festgestellten sprachassoziierten Wahrnehmungsstörungen am Schulanfang diese Störungen vermindert werden können.

Design: Es handelt sich um eine nicht randomisierte, kontrollierte, klinische Studie im „Waiting-list design“ mit 9-wöchiger behandlungsfreier Zeit, gefolgt von fünf osteopathischen Behandlungen.

Setting: Die Studie wurde von zwei fertig ausgebildeten Osteopathen in ihren privaten Praxen durchgeführt.

Patienten: Bei 152 Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen (aus 3 Schulen in Niedersachsen) im Alter von sechs bis sieben Jahren wurden die sprachbezogenen Wahrnehmungsleistungen mit der Differenzierungsprobe I ( (DP I nach Breuer-Weuffen) getestet. 30 Kinder waren nach Aussage dieses Tests förderungswürdig und wurden damit in diese Studie aufgenommen (10 Mädchen, 20 Jungen, Alter im Mittel 6,8 Jahre)

Intervention: Nach einer neunwöchigen behandlungsfreien Wartezeit erfolgten 5 osteopathische Behandlungen im Abstand von zwei Wochen. Drei Wochen nach der letzten Behandlung wurden die sprachbezogenen Wahrnehmungsleistungen erneut getestet. Die osteopathische Befund-erhebung erfolgte ohne festgelegtes Schema nach dem „Black-Box-Prinzip“. Behandelt wurden die individuell vorgefundenen osteopathischen Dysfunktionen nach den Prinzipien der Osteopathie im kranialen, viszeralen und parietalen System.

Zielparameter: Grad der sprachbezogenen Wahrnehmungsleistung, gemessen mit der Differenzierungsprobe I.

Ergebnisse: In der Behandlungsphase kam es zu einer Verbesserung der sprachassoziierten Wahrnehmungs-Störungen im Mittel von 46 auf 94 Prozentpunkte der DP I (Verbesserung 51%, p<0.001), im Gegensatz zur Wartezeit, in der eine Verschlechterung um 13 Prozentpunkten zu verzeichnen war. Im direkten Vergleich Wartezeit/Behandlungszeit ergab sich eine statistische Signifikanz (p<0.001) zu Gunsten der osteopathischen Behandlung.

Fazit (conclusions): Durch osteopathische Behandlungen scheint es möglich, in der Schuleingangsdiagnostik festgestellte sprachassoziierte Wahrnehmungsstörungen bei Kindern der ersten Klasse deutlich zu vermindern. Weitere Studien sollten belegen, ob hier auch eine Nachhaltigkeit besteht und eine Verallgemeinerung auf andere Alterstufen möglich ist.