Modell und Wirksamkeit der Muskel Energie Technik

 

Susanne Bergold-Meier, Helge Franke

Teil 1   Studienziel:

Darstellung und Vergleich der Muskel Energie Technik hinsichtlich ihrer Varianten und Variablen in der Literatur. Beurteilung der Frage, ob es sich bei der MET, der Neuromuskulären Therapie (NMT) und der Postisometrischen Relaxation (PIR) um identische Verfahren handelt.

Studiendesign:

Systematische Übersichtsarbeit.

Studiensuche:

Recherche in medizinischen (MEDLINE, EMBASE) und osteopathischen (OSTMED usw.) Datenbanken, osteopathischen Journalen und entsprechender Fachliteratur.

Synthese:

Erstellung eines Schemas, das die Muskel Energie Techniken in ihren Varianten (unterschiedliche Therapieinterventionen) und in ihren Variablen (unterschiedliche Eigenschaften einer Therapieintervention) nach Autoren erfassen und beschreiben konnte. Weiterhin wurde vermerkt, ob die verschiedenen Autoren gleich Mitchell das Modell der MET mit der spinalen Kinematik nach Fryette und den ISG- und SIG-Läsionen nach Mitchell Sr. (klassische osteopathische Stellungsdiagnostik) verbinden.

Ergebnis:

Die Definitionen der Autoren zur MET sind weitgehend kongruent. Die isometrische Variante wird – mit einzelnen Abweichungen – ähnlich beschrieben. Bei der isotonischen Variante bestehen deutlichere Unterschiede. Mitchells MET Konzept enthält zahlreiche Varianten (isolytisch, isokinetisch etc.), die von anderen Autoren nicht oder nur zum Teil übernommen werden. Insgesamt zeichnen die osteopathischen Autoren Amerikas ein detaillierteres Bild der MET als die Autoren der Manualmedizin Europas. Beide Gruppen unterscheiden sich am deutlichsten in der Einbeziehung der kinematischen Modelle von Fryette und Mitchell Sr. Während sie bei den amerikanischen Autoren einen festen Bestandteil der MET darstellen, finden sie bei Lewit und Dvorak keine Berücksichtigung.

Schlussfolgerung:

Die Gleichsetzung von MET zu PIR und NMT ist aus den genannten Gründen nicht begründet und sollte aufgegeben werden.

Teil 2   Studienziel:

Ziel der Übersichtsarbeit war die Untersuchung von  Studien zur Wirksamkeit der MET.

Studiendesign:

Systematische Übersichtsarbeit.

Studiensuche:

Recherche in den medizinischen Datenbanken MEDLINE, EMBASE, COCHRANE, in den osteopathischen Datenbanken OSTMED, OSTEOPATHIC RESEARCH WEB, in deutschen und englischen Fachzeitschriften sowie in der Literatur zur MET.

Synthese:

Zusammenstellung und Beschreibung der klinischen und methodologischen Parameter aller Studien. Darstellung der internen und externen Validität bei den publizierten Studien.

Ergebnisse:

Insgesamt konnten 23 Studien zur MET identifiziert werden. 9 Studien (5 RCTs und 4 nicht-randomisierte Studien) waren publiziert worden, 14 dagegen nicht (5 RCTs, 7 nicht-randomisierte Untersuchungen, 2 Grundlagenstudien). Die Studiendesigns waren von unterschiedlicher Qualität.

21 Untersuchungen belegten  die Wirksamkeit der isometrischen Variante der MET bei der Veränderung von Bewegungseinschränkungen. 6 Studien (2 RCTs, 4 nicht-randomisierte Studien) untermauern die therapeutische Wirkung der isometrischen Form der MET bei Patienten mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. In der Regel wurde eine Behandlung durchgeführt, mit Ausnahme von 3 Studien, welche 7 bis 8 Behandlungen/Untersuchungen in einem Zeitraum von 4 Wochen durchführten.

Schlussfolgerung:

MET ist in den letzten Jahren zunehmend einer Wirksamkeitsprüfung unterzogen worden. Es besteht eine begrenzte Evidenz für die therapeutische Wirksamkeit der isometrischen Form der MET. Für weitergehende Aussagen zur therapeutischen Wirksamkeit von MET sind zusätzliche Studien notwendig, die über einen längeren Beobachtungszeitraum, nach definierter Untersuchung und mit mehreren Behandlungen an Patienten mit einer definierten Symptomatik stattfinden sollten.