Haben osteopathische Behandlungen einen Effekt bei Patienten mit Gonarthrose im Vergleich zu physikalischer und medikamentöser Therapie? Eine randomisierte kontrollierte Studie

 

Martin Auracher

Hintergrund:

Die Arthrose des Kniegelenks ist eine der häufigsten degenerativen Gelenkerkrankung des Bewegungsapparates. Diese Erkrankung gilt als nicht heilbar. Es existieren jedoch verschiedene konservative Behandlungsmöglichkeiten. Der positive Effekt dieser Therapiekonzepte sind in der Literatur fundiert dokumentiert.

Studienziel:

Wie wirksam – in Bezug auf eine Reduzierung des Schmerzgeschehens und die Aktivitäten des täglichen Lebens – sind osteopathische Behandlungen bei Patienten mit Gonarthrose im Vergleich mit den beiden gängigsten Therapieformen, der Krankengymnastik und der medikamentösen Therapie?

Studiendesign:

Eine klinische, randomisierte, prospektive Studie.

Setting:

Die Rekrutierung der Patienten erfolgte aus einer fachärztlichen Praxis für physikalische Medizin und Rehabilitation. Das Alter der Patienten betrug im Mittel 65 Jahre.

Patienten:

60 Teilnehmer mit klinisch und röntgenologisch diagnostizierte Gonarthrose Grad 2 oder 3. wurden durch externe Randomisierung drei Gruppen zugeteilt: Gruppe A, osteopathische Behandlung (20), Gruppe B, Physiotherapie (20) und Gruppe C, medikamentöse Standardtherapie (20). 10 Patienten haben die Studie nicht beendet (7 davon in der medikamentösen Gruppe).

Intervention:

Innerhalb von 6 Wochen wurden je nach Therapiegruppe 6 osteopathische Behandlungen (von einem Osteopathen), 6 mal Krankengymnastik (von zwei Physiotherapeuten)  oder  eine medikamentöse Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika durchgeführt (in der Praxis des Facharztes). In der Osteopathiegruppe wurden im osteopathischen Sinne sowohl die Dysfunktionen des Kniegelenks wie auch aller anderen Körperregionen erhoben und entsprechend dem individuellen Befund des Patienten behandelt.

Zielparameter:

Verbesserung von Schmerz, Steifigkeit und Funktionsstörung gemessen mit dem WOMAC-Arthroseindex und Verbesserung der Lebensqualität, ermittelt mit dem Fragebogen SF-36.

Ergebnisse:

Die Auswertung der erhobenen Daten aller drei Gruppen, zeigte signifikante Verbesserungen für alle 3 Therapien. Der deutlichste Effekt konnte in der Osteopathiegruppe beim WOMAC-Gesamtscore  mit 35% (p< 0.000), in der Krankengymnastikgruppe mit 25% (p=0.003), und in der medikamentösen Gruppe mit 14% (p=0,040) erzielt werden. Ein Vergleich zwischen den Gruppen (Osteopathie/KG oder Osteopathie/Medikamente) ergab keine statistische Signifikanz. Bei der körperlichen Summenskala des SF-36 zeigten sich die anlogen  Verhältnisse (16%, 12%, 9%, p< 0.05).

Schlussfolgerungen:

Der in der Literatur beschriebene Effekt der Physiotherapie und der medikamentösen Therapie bei Gonarthrose konnte bestätigt werden. Im Vergleich zu diesen Therapiemethoden konnte gezeigt werden, dass die Wirkung der osteopathischen Behandlungen, einen klinisch eindeutigen, wenn auch nicht signifikanten, Unterschied im Sinne einer weiteren Verbesserung der Zielparameter ergibt. Auch eine durchgeführte NNT-Analyse (number needed to treat) untermauert dies: Das Ergebnis zeigt hier, dass bereits bei 3,3 behandelten Patienten die Osteopathie einen Patienten um mehr als 10 Punkte des WOMAC-Scoes verbessern konnte als bei der medikamentösen Therapie (5,3 Patienten als bei KG). Dies könnte durch den individuellen, ganzheitlichen Therapieansatz der Osteopathie begründet sein. Damit stellt auch die Osteopathie eine geeignete Therapieform zur Behandlung von Patienten mit Gonarthrose dar, was weitere Studien allerdings noch erhärten sollten.