Empathie und Osteopathie. Eine Begriffsbestimmung der Empathie und eine Untersuchung der Empathiefähigkeit und deren Bedeutung im Therapeuten-Patienten-Verhältnis derzeit tätiger Osteopathen

Christiane Hähn-Jakobs (College Sutherland)

 

Studienziel: Vor dem Hintergrund einer Begriffsbestimmung der Empathie untersucht die Studie die Empathiefähigkeit und deren Bedeutung im Therapeuten-Patienten-Verhältnis derzeit tätiger Osteopathinnen und Osteopathen.

 

Studiendesign: Als Studiendesign wurde ein methodenintegratives Design gewählt, das sowohl eine systematische Literaturarbeit als auch eine empirische Untersuchung im Sinne der Triangulation verbindet.

 

Durchführung der Studie: Die Studie wurde innerhalb von zwei Jahren angefertigt. Nach der Präzisierung des Themas, wurde eine umfangreiche Literaturrecherche betrieben, die sowohl die methodologische als auch die inhaltliche Ausrichtung der Studie klärte. Die Befragung der Osteopathenschaft wurde anhand einer Internetumfrage durchgeführt. Die Rekrutierung erfolgte mittels Therapeutenliste des VOD.

 

Umfrageteilnehmer: Als Umfrageteilnehmer wurden 63 Osteopathinnen und Osteopathen der Therapeutenliste des Verband der Osteopathen (VOD) mithilfe einer einfachen Stichprobe ausgewählt. Mit einer Rücklaufquote von 75% nahmen 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Umfrage teil.

 

Zielparameter: Der primäre Zielparameter war die Ermittlung der Empathiefähigkeit der Osteopathen. Der sekundäre Zielparameter untersuchte die Frage, ob Osteopathinnen und Osteopathen der Empathie im Therapeuten-Patienten-Verhältnis eine Bedeutung beimessen. Die Nebenparameter untersuchten, wie wichtig die Vermittlung von empathischen Fähigkeiten für die Osteopathinnen und Osteopathen ist und ob sie bereits in der Ausbildung vermittelt wurde. Ebenso wurde der Stellenwert der Körpersprache,

sowie die Inanspruchnahme von Supervision bei den Umfrageteilnehmern ermittelt.

 

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen eine empathische Orientierung der Osteopathen und ebenso eine hohe Bedeutung der Empathie innerhalb der Osteopathenschaft. Gleichzeitig

zeigt die Umfrage aber auch, dass es auch in der Osteopathenschaft keine eindeutige Definition der Empathie gibt. Die Rücklaufquote von 75% der Umfrageergebnisse ist überdurchschnittlich hoch. Zwei Drittel aller befragten Osteopathen gaben an, dass in ihrer Ausbildung bereits Lerninhalte vermittelt wurden, die die Kommunikation zwischen Therapeuten und Patienten thematisiert haben. Nahezu alle Befragten wiesen mit ihrem Votum darauf hin, dass ein hohes Bedürfnis in der Vermittlung von so genannten weichen

Fertigkeiten in der Ausbildung besteht. Überraschend wenige, circa ein Drittel der befragten Osteopathen, nehmen Supervision für sich in Anspruch. Herausragend war das eindeutige Votum im Bezug zur Körpersprache als wichtiger Faktor in der Kommunikation mit dem Patienten.

Schlussfolgerung: Die Studie bildet den ersten Schritt zur Implementierung des Begriffs der Empathie in der Osteopathie. Die befragten Osteopathinnen und Osteopathen zeigten eine deutliche empathische Orientierung und wiesen auf eine hohe Bedeutung der Empathie in der Osteopathie hin. Empathie ist primär nicht erlernbar, sondern entsteht sozio-kulturell, ausgehend von frühesten Bindungserfahrungen und ist nach heutigen Erkenntnissen überwiegend in der rechten Hemisphäre des Gehirns angelegt. Literatur und Kunst, sowie Supervision gelten jedoch als förderlich, um die Fähigkeit zur Empathie zu unterstützen. Das Interesse an der Studie und das überzeugende Votum zeigt, dass ein hohes Bedürfnis in der Vermittlung von so genannten weichen Fertigkeiten in der Ausbildung besteht.