Osteopathie bei chronischem Schmerz

Frank Deichmeier, Iris von Fischern, Angelika Heinbücher (College Sutherland)

 

Studienziel: Ziel dieser Studie ist die Überprüfung der Effektivität osteopathischer Behandlungen bei chronischen Schmerzpatienten.

Studiendesign: Prä-Post Pilotstudie - prospektive Vergleichsstudie eines unbehandelten Intervalls (4 Wochen) mit einer Serie von 6 osteopathischen Behandlungen (6 bis 8 Wochen).

Setting: Die Studie wurde von drei am College Sutherland ausgebildeten Osteopathen in ihren Praxen in Karlsfeld bei München und Wiesbaden durchgeführt. Die Rekrutierung der chronischen Schmerzpatienten erfolgte über eine Anzeige in den lokalen Zeitungen.

Patienten: An der Studie nahmen 38 Schmerzpatienten teil, deren Schmerz im Muskel-Skelett-System auftrat und im Durchschnitt 11,2 Jahre angehalten hatte. Bei allen Patienten wurde die Diagnose: chronisches Schmerzsyndrom, postoperatives Schmerzsyndrom oder posttraumatisches Schmerzsyndrom vom behandelnden Arzt gestellt. Zwei Teilnehmer schieden vorzeitig aus der Studie aus.

 

Intervention: In der 4-wöchigen Wartezeit wurden die Zielparameter erhoben und dokumentiert ohne dass osteopathische Behandlungen stattfanden. In der Interventionsphase wurde 4 bis 6 Mal osteopathisch behandelt mit individueller, befundbezogener Therapie entsprechend der am jeweiligen Behandlungstag auffallenden Dysfunktionen.

Zielparameter: Hauptzielparameter war die allgemeine Schmerzintensität, erfasst mittels einer Numerischen Schmerzskala (NRS) erhoben für den generellen Schmerzzustand, den Hauptschmerz und Nebenschmerzorte, falls vorhanden. Weitere Zielparameter waren die Schmerzempfindung (sensorisch und affektive) für den generellen Schmerzzustand, die anhand der Schmerzempfindungsskala (SES) von Geissner erfasst wurde und die Menge der Schmerzmitteleinnahme, die mittels eines Medikamententagebuchs dokumentiert und ausgewertet wurde.

Ergebnisse: Der Parameter Schmerz verbesserte sich signifikant in der osteopathischen Behandlungszeit, während er in der vorangegangenen unbehandelten Wartezeit keine signifikante Verbesserung zeigte. Dies galt sowohl für die Schmerzintensität (NRS), als auch für die Schmerzqualität (SES). Die Schmerzverbesserung war signifikant sowohl für den allgemeinen Schmerz (p < 0.001), den von Teilnehmer definierten Hauptschmerz (p < 0.001), als auch fast aller zusätzlich bewerteten Nebenschmerzorte (Rücken: p < 0.005; Beine: p < 0.005). Nur für die Region Arme wurde die Signifikanz knapp verfehlt (p< 0.059). Auch die sensorische und affektive Schmerzempfindung verbesserte sich signifikant in der Behandlungszeit im Vergleich zu der Wartezeit (p < 0.001).

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit chronischen Schmerzen konnte mit nur wenigen osteopathischen Behandlungen eine signifikante Verbesserung der Schmerzwahrnehmung erreicht werden, sowohl die Schmerzintensität, als auch die Schmerzqualität betreffend. Weitere osteopathische Studien sollten überprüfen, ob diese Ergebnisse reproduzierbar sind und ein Langzeiteffekt zu verzeichnen ist.