Osteopathische Behandlungen von Patienten mit Miktionsbeschwerden (LUTS) bei benigner Prostatahyperplasie


Uwe Conrad, Karina Scheuer (IFAO)

 

Hintergrund: Die gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH) zählt zu den häufigsten Erkrankungen des alternden Mannes. In Deutschland leben ca. 12.000.000 Männer im Alter über 50 Jahre. Eine Repräsentativuntersuchung bei diesen Männern hat gezeigt, dass zur Zeit 40,5% an behandlungsbedürftigen Symptomen im Bereich des unteren Harntraktes (LUTS) leiden und 26,9% eine vergrößerte Prostata haben.

 

Studienziel: Kann eine osteopathische Behandlung von Männern mit benignem Prostatasyndrom deren Miktionsbeschwerden sowie deren Lebensqualität verbessern?

 

Studiendesign: Zweiphasige Prä-Post-Pilotstudie.

 

Setting: Die Studie wurde von zwei am Institut für angewandte Osteopathie (IFAO) ausgebildeten Osteopathen in ihren privaten Praxen durchgeführt.

 

Material und Methoden: 26 Männer zwischen 40 und 70 Jahren (Durchschnittsalter 60,7 Jahre) mit einer ärztlich diagnostizierten benignen Prostatahyperplasie nahmen an der Studie teil. Vorraussetzung für die Studienteilnahme war ein IPSS-Score (Internationaler Prostata-Symptom-Score) größer als 8. Einer vierwöchigen interventionsfreien Wartezeit folgte die zehnwöchige Interventionsphase, in der vier befundorientierte osteopathische Behandlungen in Abständen von jeweils zwei Wochen stattfanden. Der primäre Zielparameter war der Schweregrad der Miktionsbeschwerden, gemessen mit dem IPSS-Score. Der sekundäre Zielparameter Lebensqualität wurde über den Lebensqualitätsindex (Qol) sowie den SF-36 erfasst. Die osteopathische Befunderhebung erfolgte nach einem Befundschema, die am Tage der Untersuchung vorgefundenen Dysfunktionen im parietalen, viszeralen und kranio-sakralen System wurden individuell nach den Prinzipien der Osteopathie behandelt. 

 

Ergebnisse: Der Vergleich zwischen der interventionsfreien Wartezeit und der Behandlungsphase ergibt eine statistische Signifikanz für den IPSS-Summenscore mit einer Differenz von 5,5 Punkten (95% CI: 2,9 bis 8,1; p<0,001). Während der Wartezeit schon kam es zu einem positiven Effekt mit einer Verbesserung des IPSS-Summenscores um 0,5 (95% CI: 0,03 bis 1,0; p=0,04). In der Behandlungsphase lag die Verbesserung des IPSS-Summenscores bei 6 (95% CI: 3,6 bis 8,4; p<0,001).

Auch für den Zielparameter Lebensqualität zeigen sich bei beiden Fragebögen (Qol und SF-36) statistisch signifikante positive Effekte bezogen auf die Interventionsphase verglichen mit der Wartezeit.

 

Schlussfolgerung: Vier osteopathische Behandlungen über einen Zeitraum von 10 Wochen führen zu statistisch signifikanten Verbesserungen der Miktionsbeschwerden von Männern mit benigner Prostatahyperplasie. Weitere Studien, insbesondere mit randomisiertem kontrolliertem Design, sind wünschenswert.