Hat die osteopathische Behandlung einen positiven Effekt bei Frauen mit persistierenden Rückenschmerzen post partum? Eine randomisierte kontrollierte Studie

Recknagel C., Roß J.

Hintergrund: Bei persistierenden unspezifischen Rückenschmerzen post partum variieren die epidemiologischen Zahlen der Beschwerdehäufigkeit zwischen 9% und 50%. Wissenschaftliche Studien zur konservativen Behandlung dieser Beschwerden ergaben bisher keine signifikante Wirksamkeit.

Studienziel: Das Ziel der Studie bestand darin, zu untersuchen, ob osteopathische Behandlungen einen Effekt bei Frauen mit persistierenden unspezifischen Rückenschmerzen post partum haben.

Studiendesign: Randomisierte, kontrollierte, klinische Wirksamkeitsstudie im „Waiting list design“. Follow up sechs Wochen nach Behandlungsende.

Setting: Die Studie wurde von zwei Osteopathinnen in ihren privaten osteopathischen Praxen in Kassel durchgeführt. Die Patientinnen wurden über mehrere Hebammenpraxen und aus den eigenen Praxen rekrutiert.

Patienten: Insgesamt nahmen 40 Frauen (Alter im Mittel 34,5 Jahre) mit unspezifischen Rückenschmerzen post partum an der Studie teil, wobei der Rückenschmerz mindestens drei und höchstens 24 Monate bestehen und in Verbindung mit der Schwangerschaft oder der Entbindung aufgetreten sein musste. Mittels Randomisierung wurden 20 Patientinnen der Behandlungsgruppe und 20 der Kontrollgruppe zugeteilt.

Interventionen: Die Behandlungsgruppe erhielt vier osteopathische Behandlungen im Abstand von zwei Wochen. Die Frauen der Kontrollgruppe blieben in der achtwöchigen Wartezeit unbehandelt.

Zielparameter: Die Hauptzielparameter waren der subjektiv empfundene Schmerz, quantifiziert mittels der Visuellen Analogskala (VAS), und die Auswirkungen auf den Alltag, gemessen mit dem Oswestry Pain Questionnaire (OPQ).

Ergebnisse: 39 Teilnehmerinnen beendeten die Studie, davon 20 in der Behandlungsgruppe und 19 in der Kontrollgruppe. Im direkten Vergleich zwischen Osteopathie- und Kontrollgruppe ergab sich sowohl beim Parameter Schmerzintensität als auch beim OPQ eine statistische Signifikanz zugunsten der Osteopathiegruppe (p < 0.001, 95% CI = -33,8 bis -57,6, bzw. p < 0.001, 95% Cl = -11,6 bis -23,8). In der Behandlungsgruppe verringerte sich die Schmerzintensität, auf der VAS, von im Mittel 68,3 auf 20,6, was einer Verbesserung von 70% entspricht (p < 0,001, 95% CI = -36,5 bis -58,8). In der Kontrollgruppe dagegen erfolgte nur eine minimale Verbesserung von 3,4% (p = 0,383, 95% CI = -6,7 bis 2,7). Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei den Einschränkungen im Alltag. Die Werte des Oswestry Pain Questionnaire (OPQ) verbesserten sich bei der Osteopathiegruppe im Mittel um 17,4 Punkte und damit um 62% (p < 0,001, 95% CI = -11,8 bis -23,0), für die Kontrollgruppe war eine Verschlechterung um 0,4 Punkte zu verzeichnen. Der eventuelle Einfluss externer Faktoren auf die Ergebnisse wurde mittels Sensitivitätsanalysen berücksichtigt, wobei sich aber kein nennenswerter Einfluss zeigte. Beim Follow up 6 Wochen nach Behandlungsende war eine weitere Verbesserung der Symptomatik zu verzeichnen.

Fazit (conclusions): In der vorliegenden Studie konnte aufgezeigt werden, dass osteopathische Behandlungen bei Frauen mit persistierenden Rückenschmerzen post partum eine klinisch relevante Verbesserung der Schmerzsymptomatik und eine Reduzierung der Beeinträchtigung des täglichen Lebens haben. Der positive Effekt der osteopathischen Behandlung lässt hoffen, dass diese Frauen künftig als Zielgruppe erfasst und ernst genommen werden.