Effektivität der osteopathischen Behandlung bei Patienten mit Patellofemoralen Schmerzsyndrom. Eine randomisierte kontrollierte Studie

Wendel J,, Rudisch B., Berger G.

Hintergrund: Das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFPS) ist eines der häufigsten Gründe für Kniebeschwerden und betrifft vor allem die jüngere, körperlich aktive Bevölkerungsgruppe. Die Definition dieses Krankheitsbildes ist uneinheitlich, die Symptome treten vornehmlich im vorderen Kniebereich auf. Die Physiotherapie stellt nach wie vor die Standardbehandlung dar.

Studienziel: Untersuchung der Frage, inwieweit osteopathische Behandlungen im Vergleich zur Physiotherapie einen Beitrag in Bezug auf die Schmerzsymtomatik und die Lebensqualität bei der Behandlung von Patienten mit PFPS leisten können.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte klinische Studie.

Setting: Die Studie wurde von drei fertig ausgebildeten Osteopathen in Ihren privaten Praxen in Berlin durchgeführt. Die Patienten rekrutierten sich aus dem eigenen Patientenkreis

Patienten: Es wurden 66 Patienten (Alter im Mittel 34 Jahre) mit ärztlich diagnostiziertem PFPS in zwei Gruppen randomisiert, 36 in die Osteopathiegruppe, 30 in die physiotherapeutische Kontrollgruppe.

Interventionen: Die Behandlungsgruppe erhielt 3 osteopathische Behandlungen im Abstand von je zwei Wochen, welche entsprechend den durch die osteopathische Untersuchung festgestellten Dysfunktionen durchgeführt wurde. Die Kontrollgruppe erhielt 8 krankengymnastische Behandlungen, welche zweimal wöchentlich nach festgelegten Vorgaben von unabhängigen Physiotherapeuten durchgeführt wurden.

Zielparameter: Primärer Zielparameter war die Schmerzintensität gemessen mit einer Numerischen Rating-Skala (NRS). Als sekundärer Zielparameter wurde die Lebensqualität mittels Fragebogen SF-36 ermittelt.

Ergebnisse: Im direkten Vergleich zwischen den beiden Gruppen ergab sich eine deutliche statistische Signifikanz zugunsten der Osteopathiegruppe (p<0,001, 95% CI=-1,2 bis 2,7). Zwischen Therapiebeginn und –ende zeigten beide Gruppen signifikante Verbesserungen. In der Osteopathiegruppe verringerte sich die Schmerzintensität auf der NRS im Mittel von 5,2 auf 2,4, was einer Verbesserung von 54% entspricht (p<0,001, 95% CI= 2,3 bis 3,3), wohingegen sich die Physiotherapiegruppe nur um 17% von 5,1 auf 4,2 (p=0,001, 95% CI= 0,4 bis 1,4) verbesserte. Auch die Mittelwerte der körperlichen Summenskala des SF-36 bestätigten diese Ergebnisse. Auch hier war der Unterschied zwischen den Gruppen signifikant (p=0,01, 95% CI= 1,0 bis 8,0). Im zeitlichen Verlauf verbesserte sich die Osteopathiegruppe um 16%, die Physiotherapie nur um 5%. Ein Follow up 3 Monate nach Behandlungsende bestätigte die Nachhaltigkeit der osteopathischen Behandlung, da eine weitere Verbesserung der Schmerzintensität von 2,4 auf 2,1 zu verzeichnen war, im Gegensatz zur Physiotherapiegruppe, die sich von 4,2 auf 4,4 wieder verschlechterte.

Fazit (conclusions): Drei osteopathische Behandlungen verteilt über einen Zeitraum von 4 Wochen konnten einen klinisch relevanten Einfluss auf die Schmerzsymptomatik und die Lebensqualität der Patienten mit PFPS bewirken. Zudem zeigte sich, dass die osteopathische Behandlung der physiotherapeutischen Standardbehandlung deutlich überlegen ist. Weitere Studien sollten folgen, um diese Ergebnisse zu erhärten.