Kann mit osteopathischen Behandlungen eine Einflussnahme auf das Beschwerdebild bei Patienten mit Hyperakusis erreicht werden? |
Burkhardt D., Schuff I., Mahler R. Studienziel: In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob durch osteopathische Behandlung das Beschwerdebild von Patienten mit Hyperakusis verbessert werden kann. Studiendesign: Klinische Interventionsstudie im Waiting-List-Design. Setting: Die Studie wurde von drei am Institut für angewandte Osteopathie (IFAO) ausgebildeten Osteopathen in ihren privaten Praxen durchgeführt. Die Rekrutierung der Patienten erfolgte bei HNO-Ärzten, Allgemeinmedizinern, über die deutsche Tinnitusliga sowie in Physiotherapiepraxen. Patienten: Es wurden 45 Patienten (34 Frauen, 11 Männer, Alter im Mittel 51,4 Jahre) mit einer ärztlich diagnostizierten Hyperakusis in die Studie aufgenommen. 5 Patienten schieden vorzeitig aus und wurden nicht in die Auswertung aufgenommen. Interventionen: Alle Studienteilnehmer wurden nach festgelegtem Befundschema osteopathisch untersucht. Die individuell gefundenen Dysfunktionen wurden nach osteopathischen Prinzipien behandelt. Nach einer Wartezeit von sechs Wochen ohne Intervention (Kontrollzeitraum) wurden die Patienten im Abstand von vierzehn Tagen viermal osteopathisch behandelt (Interventionszeitraum). Zielparameter: Primärer Zielparameter war die Beurteilung der Patienten mit Hilfe des Geräusch-überempfindlichkeitsfragebogens (GÜF nach Nelting und Finlayson). Als sekundärer Zielparameter wurde der Fragebogen SF-12 zur Beurteilung der allgemeinen Gesundheitszustandes eingesetzt. Acht Wochen nach Ende der Behandlung wurde ein Follow up durchgeführt. Ergebnisse: Beim primären Zielparameter GÜF ergab sich im direkten Vergleich Kontroll-/Interventionszeitraum eine statistische Signifikanz zu Gunsten der osteopathischen Behandlung (p<0.001, 95% CI=-3.8 bis – -3.8). Dies war auch bei der körperlichen Summenskala des SF-12 der Fall (p=.012, 95% CI=1.0 bis 7.6). Im zeitlichen Verlauf verbesserten sich die Skalenwerte des GÜF´s zwar auch während des Kontrollzeitraums (von 20.7 auf 19,7 um 5,1%), die Verbesserung war aber während des Interventionszeitraums wesentlich größer (von 19.7 auf 13.3 um 48.1%“, p<0.001, 95% CI= 4.9 bis 8.5). In der Follow-up-Phase verbesserte sich der GÜF weiter um 5.6% sowie die psychische Summenskala des SF12 um 5.5%. Fazit (conclusions): Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass mittels osteopathischer Behandlung das Beschwerdebild von Patienten mit Hyperakusis deutlich positiv zu beeinflussen ist. Es ist zu empfehlen, diesen Effekt mit weiteren Untersuchungen zu untermauern. Ebenso wäre es interessant, die Nachhaltigkeit über einen langen Zeitraum zu ermitteln. |