Effektivität der osteopathischen Behandlung bei Patienten mit „Trockenem Auge“. Randomisierte kontrollierte Studie.
Anne Biwer

Studienziel: Untersuchung des Einflusses der osteopathischen Behandlung auf die Symptomatik von Patienten mit dem Beschwerdebild des „Trockenen Auges“.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte Studie.

Methoden: Eine am College Sutherland ausgebildete Osteopathin führte die Studie in ihrer privaten Praxis in Bad Vilbel, Deutschland durch. An der Studie nahmen 44 Patienten (41 Frauen und 3 Männer) zwischen 35 und 68 Jahren (im Mittel 53 ± 9 Jahre) mit ärztlich diagnostiziertem „Trockenem Auge“ und entsprechender mindest mittelschwerer Symptomausprägung (Ocular Surface Disease Index, OSDI) teil. Durch externe Randomisierung wurden je 22 Patienten der Osteopathiegruppe und der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Patienten der Osteopathiegruppe erhielten 3 individuelle befundorientierte osteopathische Behandlungen basierend auf den osteopathischen Prinzipien in zweiwöchigen Intervallen mit Follow-up nach 3 Monaten. Die Patienten der Kontrollgruppe wurden nach sechswöchiger „Wartezeit“ osteopathisch behandelt. Primärer Zielparameter war die Symptomausprägung, gemessen mit dem OSDI. Sekundäre Zielparameter waren krankheitsspezifische Lebensqualität (Ocular Surface Disease Questionnaire - Quality of Life, OSD-QoL), Häufigkeit und Menge an standardtherapeutischer Medikation mit Augentropfen, sowie die Häufigkeit von osteopathischen Dysfunktionen.

Ergebnisse: Der Intergruppenvergleich zeigte eine statistisch signifikante und klinisch relevante Verbesserung der Symptomatik des „Trockenen Auges“ (OSDI Gesamtscore:

Differenz der Mittelwerte = 40,8; 95% CI: 30 bis 51,5; p<0,005) zugunsten der osteopathisch behandelten Gruppe. Die Symptomatik besserte sich in der Osteopathiegruppe um 60% (Differenz der Mittelwerte = -43,7; 95% CI: -52,8 bis -34,7; p<0,005) und blieb hingegen in der Kontrollgruppe weitgehend unverändert. Alle Subkategorien des OSDI (okuläre Symptome, sehvermögen-bezogene Funktion, umweltbedingte Trigger) verbesserten sich in ähnlichem Ausmaß. Die krankheits-spezifische Lebensqualität steigerte sich in den OSD-QoL Dimensionen „Alltagstätigkeiten“ um 38%, „Verzicht auf Make-up“ um 22% und „Zukunftsangst aufgrund der Augenprobleme“ um 31% statistisch signifikant zugunsten der Osteopathiegruppe. Häufigkeit und Menge der standardtherapeutischen Medikation mit Augentropfen blieb in beiden Gruppen während der Studienzeit weitgehend unverändert. Die Follow-up Erfassung zeigte eine weitere Verbesserung der Gesamtsymptomatik um 32% mit statistisch signifikantem Ergebnis für die Subskala „umweltbedingte Trigger“ (Differenz der Mittelwerte = 17,5; 95% CI: -32,1 bis -2,8; p = 0,02).

Schlussfolgerung: Drei osteopathische Behandlungen über einen Zeitraum von 6 Wochen führten zu klinisch relevanten positiven Veränderungen der Symptomatik von Patienten mit dem Beschwerdebild des „Trockenen Auges“. Weitere Untersuchungen, insbesondere im Hinblick auf die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse und mit anschließenden längeren Follow-up Perioden, wären wünschenswert.