Können osteopathische Behandlungen einen Beitrag zur Verbesserung von Miktionsbeschwerden (LUTS) bei Patienten mit benignem Prostatasyndrom (BPS) leisten? Randomisierte kontrollierte Studie.

Steffen Kramer, Gerrit Schüle, Michael Welzel

Studienziel: „Hat die osteopathische Behandlung von Patienten mit einem diagnostizierten benignem Prostatasyndrom (BPS) und einer Symptomausprägung von mindestens mittelschwerer Symptomatik (Internationaler Prostatasymptomscore > 8 Punkte) einen Effekt auf die Miktionsbeschwerden (LUTS)?“

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte Studie mit Follow-up nach 3 Monaten.

Material und Methoden: 64 Männer zwischen 41 und 69 Jahren (MW 58,5 ± 8 Jahre) mit ärztlich diagnostiziertem BPS und Symptomen im Bereich des unteren Harntraktes (Lower Urinary Tract Symptoms, LUTS) nahmen an der Studie teil. Mittels externer telefonischer Randomisierung wurden 34 Männer der Osteopathiegruppe und 30 der Kontrollgruppe zugeordnet. In der Osteopathiegruppe wurden 4 osteopathische Behandlungen im Abstand von je 2 Wochen durchgeführt, die Kontrollgruppe blieb nach dem „Wartelistenprinzip“ für einen 6-wöchigen Zeitraum unbehandelt. Die osteopathische Diagnosestellung und Therapie erfolgte gemäß den osteopathischen Grundprinzipien, individuell auf den Patienten abgestimmt. Der primäre Zielparameter, die Ausprägung der Miktionsbeschwerden bei BPS, wurde mit dem Internationalen Prostata-Symptomscore (IPSS) erhoben. Die Erfassung des sekundären Zielparameters „krankheitsspezifische Lebensqualität“ erfolgte über die Lebensqualitätsfrage des IPSS und des Zielparameters „Erektionsstörungen und ihre Auswirkungen auf das Sexualleben“ über den Internationalen Index erektiler Funktion (IIEF). Die Auswertung erfolgte durch eine Intention-to-Treat Analyse. Ein Patient der Osteopathiegruppe schied zu Studienbeginn aus, mit den vorhandenen Daten wurden gemäß dem Prinzip „Last Observation Carried Forward (LOCF)“ umgegangen.

Ergebnisse: Der Intergruppenvergleich des primären Zielparameters LUTS (IPSS) zeigte eine statistische Signifikanz zugunsten der osteopathisch behandelten Gruppe (Differenz -5,6; 95%CI: -7,7 bis -3,5; p<0,0005). Im Verlauf der Studie verbesserte sich der IPSS in der Osteopathiegruppe um 38,5% (Differenz -7,4; 95%CI: -9,1 bis -5,8; p<0,0005) und in der Kontrollgruppe um 10% (Differenz -1,8; 95%CI: -3 bis -0,6; p=0,004).  Die Lebensqualität stieg an, zu Studienbeginn gaben 2 Patienten (6%) der Osteopathiegruppe ihren Gesundheitszustand als zufriedenstellend an, am Ende der Interventionsperiode waren es 19 Männer (58%) im Bereich „ausgezeichnet bis überwiegend zufriedenstellend“. Die erektilen Dysfunktionen verbesserten sich in der Osteopathiegruppe um 11% (Differenz 2,2; 95%CI: 0,5 bis 4; p=0,01). In der Kontrollgruppe zeigte sich keine Veränderung. Alle Verbesserungen blieben konstant bis zum Follow-up. 

Schlussfolgerung: 4 osteopathische Behandlungen innerhalb eines Zeitraums von 8 Wochen führen zu klinisch relevanten Verbesserungen des Schweregrades der LUTS bei Männern mit BPS. Die Planung weiterer randomisierter klinischer Studien, insbesondere im Hinblick auf weitere für diesen Themenbereich interessante Hypothesen wäre wünschenswert.