Die ligamentären Verbindungen der Harnblase in lateraler Ausrichtung. Anatomische Grundlagenstudie.

Arndt Bültmann, Ron Webb

Studienziel: Untersuchung der Verbindungen der Harnblase in lateraler Ausrichtung.

Studiendesign:

Anatomische Grundlagenstudien bestehend aus einer systematischen Literaturübersicht und Untersuchungen an anatomischen Präparaten. 

Material und Methoden: Die Literaturrecherche erfolgte in den Datenbanken Medline und Old Medline, sowie in Archiven und Bibliotheken anatomischer Institute und in entsprechenden Fachbibliotheken der Universitäten. 

Die Untersuchungen an 12 Präparaten wurden in anatomischen Instituten durchgeführt. Es erfolgte eine fotographische und deskriptive Dokumentation.

Ergebnisse: Die Befestigung der Harnblase im Bereich des Fundus und des Zervix wird in der anatomischen Literatur übereinstimmend dargestellt. Die beteiligten Ligamente sind das Ligamentum pubovesicale, Ligamentum puboprostaticum (beim Mann) und das Septum rectovesicalium. Lateral wird die Harnblase von Fettgewebskörpern umgeben, die in ihrer Gesamtheit eine Verschiebeschicht bilden. Dieses parazystische Gewebe befindet sich im Spatium extraperitoneale, gemeinsam mit dem Plexus venosus vesicales. Es verläuft lateral vom Ligamentum pubovesicale und reicht bis an die Faszie des Musculus obturatorius internus. Das Ligamentum pubovesicale ist über den Arcus tendineus pelvis mit dem Musculus levator ani verbunden, der beiderseits als laterale Begrenzung der Harnblase beschrieben ist. In der älteren anatomischen Literatur von Henle (1866) und Holl (1897) wird der Musculus transversus perinei profundus mit seinen Muskelfasern als muskulär bindegewebartig im kaudalen Bereich der Harnblase fixiert beschrieben. In der heutigen anatomischen Literatur wird der Musculus transversus perinei profundus als dem Diaphragma urogenitale zugehöriger Muskel beschrieben, der von der Symphyse und unteren Ästen des Os pubis zum Tuber ischiadicum verläuft. Seine Muskelfasern bilden beim Mann den Musculus sphincter urethrae externus.

Die Untersuchungen der anatomischen Präparate bezüglich der Region lateral der Harnblase, dem parazystischen Gewebsraum, ergaben, dass es sich bei dem die Harnblase lateral und teilweise auch ventral umgebenden Gewebe um fetthaltiges Verschiebegewebe handelt. Es zeigte sich an keiner Stelle eine ligamentäre Struktur, die vom Corpus der Harnblase zum Forament obturatum reichte. Teilweise ließen sich die transversalen Fasern des Musculus levator ani erkennen, die über den Arcus tendineus der Fascia pelvina bis an das Foramen oburatum heranreichen, bzw. eine Verbindung mit der Faszie des Musculus obturatorius internus eingehen.    

Schlussfolgerung: Die anatomische Literatur beschreibt den parazystischen Gewebsraum einheitlich als Spatium extraperitoneale pelvis.  Dieser Gewebsraum ist retikulär fettgewebshaltig und mit den Plexus venosus vesicales durchzogen. Auch in der Untersuchung der 12 Präparate konnte die Existenz einer ligamentären Struktur lateral der Harnblase nicht dargestellt werden.