Osteopathische Behandlung bei gastroösophagealem Reflux. Eine Beobachtungsstudie

Nerreter A.,, Ruf S., Höly B.

Hintergrund: Untersuchung der Fragestellung: Hat die osteopathische Behandlung die Berechtigung einen Therapieansatz bei gastroösophagealem Reflux (GERD) zu leisten?

Studiendesign: Klinische, nicht randomisierte Beobachtungsstudie im "Waiting-List-Design" mit 4-wöchiger behandlungsfreier Zeit, gefolgt von acht osteopathischen Behandlungen.

Setting: Die Studie wurde von drei fertig ausgebildeten Osteopathinnen in ihren privaten Praxen durchgeführt. Die Patientenrekrutierung erfolgte über Internisten und aus dem eigenen Patientenkreis.

Patienten: An der Studie nahmen 25 Patienten im Alter zwischen 30 und 73 Jahre (im Mittel 51) mit einem vom Arzt diagnostiziertem gastroösophagealem Reflux teil. Sie mussten mindestens seit einem halben Jahr und mindestens 1mal/Woche unter Reflux leiden und diesen medikamentös bei Beschwerden behandeln. Eine endoskopische Untersuchung musste vorliegen, die weniger als 1 Jahr alt und ohne schweren pathologischen Befund war (Grad II, III und IV nach Savary/Miller).

Interventionen: Nach der 4-wöchigen behandlungsfreien Phase wurden die Patienten im Abstand von ca. 1 Woche achtmal osteopathisch behandelt. Dabei wurden die osteopathischen Dys-funktionen im kraniosakralen, viszeralen und parietalen System nach dem "Black-Box-Prinzip" erfasst. Die individuell vorgefundenen osteopathischen Dysfunktionen wurden nach den Prinzipien der Osteopathie behandelt.

Zielparameter: Verbesserung der gastrointestinalen Beschwerden, gemessen mit dem Fragebogen GSRS (Gastrointestinal Symptom Rating Scale) sowie der Lebensqualität, gemessen mit dem SF-36. Weitere Parameter waren die Häufigkeit und Schwere des Reflux, die Veränderung des Medikamentenverbrauchs sowie der Einfluss von Ernährung und Stress. Als Messinstrumente dienten hier selbst entwickelte Fragebögen.

Ergebnisse: In der Behandlungsphase kam es zu einer Abnahme der gastrointestinalen Symptome um 35% (p<0.001, 95% CI=2.3 bis 6.5) im Gegensatz zur Wartezeit, in der keine wesentliche Veränderung der Symptome zu verzeichnen war. Bei der Lebensqualität verbesserte sich das körperliche Befinden um 11% (p<0.001), das psychische Befinden um 9% (p=0.044). Im direkten Vergleich Wartezeit / Behandlungszeit ergab sich bei der körperlichen Skala des SF-36 eine statistische Signifikanz zugunsten der osteopathischen Behandlung (p=0.014, 95% CI=-7.7 bis -1.0). Bei den gastrointestinalen Symptomen konnte das Signifikanzniveau nicht erreicht werden. Während der Interventionszeit nahmen die Häufigkeit und die Stärke des Sodbrennens jeweils um 26% ab, der Medikamentenverbrauch reduzierte sich um 18%. Das Ernährungsverhalten verbesserte sich bereits während der Wartezeit um ca. 7% und blieb bis zum Studienende annähernd konstant.

Fazit (conclusions): Durch acht osteopathische Behandlungen in einem Zeitraum von acht Wochen konnte ein positiver Einfluss auf den gastroösophagealen Reflux bewirkt werden. Aufgrund dieser positiven Ergebnisse wäre es wünschenswert, wenn weitere Arbeiten zum Krankheitsbild folgen würden. Diese sollten vor allem randomisierte kontrollierte Studien sein, wobei auch die Nachhaltigkeit der Ergebnisse mittels Follow up untersucht werden müsste.