Die therapeutische Wirksamkeit der osteopathischen Behandlung bei Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen - Pilotstudie

Dr. med. Dina Guerassimiouk, Jens-Peter Markhoff

Ziel: Das Ziel der Pilotstudie war, die therapeutische Wirksamkeit einer osteopathischen Behandlung bei Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) zu untersuchen.

Studienmodell: Kontrollierte, randomisierte, klinische Pilotstudie mit einer Hauptgruppe und einer Kontrollgruppe

Ort der Durchführung: Die Studie wurde ambulant im Zentrum für Kindesentwicklung in Hamburg (Leiterin: Dr. med. Inge Flehmig) durchgeführt. Eingangs- und Abschluss-untersuchungen fanden bei Diplompsychologen des Zentrums, sowie bei niedergelassenen HNO-Ärzten im Raum Hamburg und Umgebung statt.

Patienten: 34 Schulkinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren wurden randomisiert im Verhältnis von 2:1 in eine Haupt- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt.

Behandlungen: Die Patienten der Hauptgruppe wurden von zwei Osteopathen behandelt (11-14 Therapiesitzungen in 10-15 Monaten). Die Patienten der Kontrollgruppe wurden von niedergelassenen Ergotherapeuten, Lern-therapeuten und Motopäden behandelt (1-2 x / Woche in 10-15 Monaten). Dauer der Pilotstudie für den jeweiligen Patient: 13-18 Monate, Dauer der Pilotstudie insgesamt: November 2000 – Dezember 2002

Hauptzielparameter:

•  Auditiv relevante Untertests aus vier validierten psychologisch-pädagogischen Untersuchungen (empfohlen von der Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) im Jahr 2000):

1. K-ABC-Test („Zahlen-nachsprechen“, „Wortreihen-

nachsprechen“, „Lesen/Verstehen“)

2. HAWIK-Test ( „Zahlen-nachsprechen“)

3. Psycholinguistischer Entwicklungstest („Zahlenfolgen-

Gedächtnis“, „Laute Verbinden“)

4. Diagnostischer Rechtschreibtest („Prozent-Rang“)

•  HNO-ärztliche Untersuchungsergebnisse bezüglich der Diagnose „AVWS“

Ergebnisse: Die osteopathische Behandlung der Hauptgruppe zeigte gegenüber der Kontrollgruppe eine statistisch signifikante Verbesserung hinsichtlich sieben von acht Hauptzielparametern und erzielte eine therapeutische Wirksamkeit von klinischer Relevanz.

So ergaben die psychologisch-pädagogischen Tests in der Osteopathie-Gruppe eine Verbesserung von ca. 21%, während in der Kontrollgruppe eine Verschlechterung um ca. 3% festgestellt wurde.

Bei der HNO-ärztlichen Untersuchung konnte zum Ende der Studie bei 16 Kindern der Osteopathie-Gruppe keine bzw. nur noch eine leichte AVWS diagnostiziert werden. Dies entspricht einer Erfolgsquote von 89%, die in der Kontrollgruppe vergleichsweise nur bei 33% lag.

Fazit: Die Osteopathie erweist sich in dieser Pilotstudie als eine effiziente, integrative Behandlungsmethode bei Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS).