Stellt die osteopathische Behandlung von Patienten mit chronischer Zervikalgie eine wirksame Alternative zur Physiotherapie dar? Eine randomisierte kontrollierte Studie

Steffen S., Tempel R.

Studienziel: Das Ziel dieser Studie ist die Evaluation der Effektivität von osteopathischen Behandlungen im Vergleich zur Physiotherapie in Hinsicht auf die Schmerzsymptomatik und Lebensqualität bei Patienten mit chronischer Zervikalgie.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte klinische Studie mit Follow-up nach 3 Monaten.

Setting: Die Studie wurde von zwei an der Still Academy GmbH ausgebildeten Osteopathen in ihren Praxen in Versmold und Hiddenhausen durchgeführt. Die Patienten wurden durch Physiotherapeuten, Orthopäden, Neurologen und Mund-zu-Mund-Propaganda rekrutiert.

Patienten: An der Studie nahmen 60 Patienten (Alter im Mittel 39,9 Jahre) mit ärztlich diagnostizierter chronischer Zervikalgie teil. Durch eine externe Randomisierung wurden 29 Patienten der Kontrollgruppe und 31 Patienten der Interventionsgruppe zugeordnet. Zwei Patienten der Interventionsgruppe schieden im Verlauf der Studie aus.

Interventionen: Die Patienten der Interventionsgruppe wurden 5-mal im Abstand von 2 Wochen osteopathisch behandelt. Die Kontrollgruppe wurde in verschiedenen Physiotherapiepraxen im Durchschnitt 18 Mal in 9 Wochen physiotherapeutisch behandelt. Die osteopathischen Dysfunktionen im viszeralen, parietalen und kranialen System wurden entsprechend dem individuellen Befund des Patienten am Behandlungstag erfasst und nach den Prinzipien der Osteopathie behandelt.

Zielparameter: Hauptzielparameter war die größte Schmerzintensität, gemessen mittels einer visuellen Analogskala (VAS), die Schmerzdauer und die Schmerzhäufigkeit. Als sekundärer Zielparameter wurde die Lebensqualität, gemessen mit dem Fragebogen SF- 36, sowie die Beeinträchtigung der Aktivitäten im täglichen Leben, gemessen mit dem Nordic-Fragebogen, erfasst.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe verbesserte sich die „durchschnittliche“ Schmerzintensität vom Beginn bis zum Ende der Behandlungen auf der VAS im Mittel von 41,9 auf 19,3, was einer Verbesserung von 54% entspricht (p<0,0005, 95% CI= 18,5 bis 26,8). Auch in der Physiotherapie-gruppe ergab sich eine Verbesserung, die allerdings geringer ausfiel (34%, p=<0,0005, 95% CI=11,9 bis 18,8). Im direkten Vergleich zwischen Osteopathie und Physiotherapiegruppe ergab sich beim Parameter „durchschnittliche“ Schmerzintensität eine statistische Signifikanz zugunsten der Osteopathiegruppe (p=0,013, 95% CI= 2,2 bis 12,9). Die Parameter „momentane“ und „größte“ Schmerzintensität wiesen sowohl im Gruppenvergleich wie im zeitlichen Verlauf ähnliche Ergebnisse auf. Auch für die Lebensqualität, gemessen mit dem SF-36, ergab sich bei der körperlichen Summenskala im innerhalb beider Gruppen eine Verbesserung (31% gegenüber 21%) und im direkten Gruppenvergleich wieder eine statistische Signifikanz zugunsten der Osteopathiegruppe (p<0,0005). Im Follow up 3 Monaten nach Behandlungsende blieb in der Osteopathiegruppe die Verbesserung der Schmerzintensität erhalten, während in der Physiotherapiegruppe eine Verschlechterung von 22% zu verzeichnen war.

Fazit (conclusions): Fünf osteopathische Behandlungen im Abstand von 2 Wochen zeigten einen klinisch relevanten Einfluss auf die Schmerzintensität, Schmerzdauer und Schmerzhäufigkeit und Lebensqualität bei Patienten mit chronischer Zervikalgie. Dies bestätigt die Ergebnisse der Arbeit von Bischoff et al aus dem Jahre 2002 („Die osteopathische Behandlung der chronischen Zervikalgie“). Im Vergleich zur Physiotherapie konnte eine deutliche Überlegenheit der osteopathischen Therapie belegt werden.